Lesenswertes im Medizinstudium (Teil 1)
Gleich im ersten Seminar (in unserem Fall Chemie) tut sich die Frage auf: Muss ich Facultas jetzt mein ganzes Geld geben? Was brauche ich an Büchern, worauf kann ich mit gutem Gewissen verzichten? Wir sind mit einer gut ausgestatteten Bibliothek gesegnet – welche Bücher sollte ich trotzdem lieber selbst besitzen?
Mein Hausarzt sitzt für gewöhnlich hinter einem großen, bedeutungsschweren Mahagoni-Schreibtisch und heilt mich von dort aus. Hinter diesem riesen Schreibtisch steht ein noch größeres Regal vollgestopft mit dicken Wälzern, das gesamte medizinische Wissen der Menschheit auf Papier. Schaut gut aus. Hätt ich auch gern. Aber mal ganz ehrlich, wir Studenten schwimmen nicht im Geld und die Wälzer sind abartig teuer. Außerdem, es gibt Wikipedia und DocCheck Flexikon. Würde man sich da überhaupt noch die Mühe machen und langwierig herumblättern?
Gleich im ersten Seminar (in unserem Fall Chemie) tut sich die Frage auf: Muss ich Facultas jetzt mein ganzes Geld geben? Was brauche ich an Büchern, worauf kann ich mit gutem Gewissen verzichten? Wir sind mit einer gut ausgestatteten Bibliothek gesegnet – welche Bücher sollte ich trotzdem lieber selbst besitzen?
Chemie und Biochemie
Lästig, aber doch wichtig als Fundament für die nächsten Jahre im Medizinstudium (besonders für Pharma!). Trotzdem bin ich ohne Buch durchgekommen. Besonders die anorganische Chemie geht schnell an einem vorüber und man sieht sie nie wieder. Das Goldenberg-Skript ist sicher nett für diejenigen, die es wirklich verstehen wollen oder die es interessiert, ansonsten kommt man auch mit einem alten Schulbuch aus. Oder auch, wenn man genug Selbstironie besitzt, mit dem wirklich hilfreichen und sogar unterhaltsamen „Chemie für Dummies“.
Die Biochemie wird uns, ob wir wollen oder nicht, ständig begleiten und für das Verständnis wichtig sein. Der vielgerühmte „Alberts“ ist ein durchaus empfehlenswertes Werk, das alles Wichtige verständlich erklärt und sich liest wie ein Grimm’s Märchen. Da ich aber von vielen Seiten gehört habe, dass der doch nicht billige Neuerwerb später bereut wurde, rate ich zu Bibliotheks- oder Gebrauchtexemplaren.
Anatomie
Erstens mal: In der Vorlesung mit zu zeichnen bringt wirklich was! (Auch wenn die Mitschrift dann eher einem Volksschulheft gleichen sollte.) Was man selber künstlerisch umgesetzt hat, bleibt im Gedächtnis. Ansonsten braucht man natürlich ein Buch, keine Frage.
Spätestens für Organmorphologie im vierten Semester wird uns von der Uni der Waldeyer nahegelegt. Ich kann nur sagen, Finger weg davon. Zu viel Text, zu wenig Bilder. Das ist natürlich eine persönliche Meinung. Ich habe das Buch gekauft und mich dessen drei Wochen später wieder entledigt und ich kenne viele, denen es ähnlich ergangen ist.
Empfehlenswert ist der „Lippert“, der zwar nicht mehr als unbedingt notwendig beinhaltet, dafür viele Farbabbildungen und wichtige klinische Zusatzinfos, die helfen, die Anatomie mit der Praxis zu kombinieren. Würde ich mir durchaus zulegen. Später zum Sezieren ist sicher auch ein Anatomieatlas (z.B. Sobotta oder Gray’s Anatomie) ganz praktisch.
Wer jetzt sagt „Pff, ich werd sowieso Psychiater“, der findet auch in der Bibliothek tonnenweise Anatomie.
Physiologie
Ein Physiobuch sollte in keinem Regal fehlen, die Physiologie ist quasi das Fundament der gesamten Medizin. Kaufen lohnt sich also unbedingt. Ich persönlich schwöre auf den „Silbernagel“. Wer gern ausgeschmückten Text liest, besorgt sich die „große“ Version, wer‘s kurz und prägnant zum Nachschlagen mag, dem empfehle ich das Taschenatlas. Darin sind die physiologischen Grundlagen zu einem handlichen Büchlein komprimiert, ohne auf Kosten der Vollständigkeit zu gehen. Außerdem besteht die Hälfte des Buches aus textergänzenden Farbgrafiken - für visuelle Lerntypen (zu denen auch ich gehöre) optimal.
In der Hoffnung, dem ein oder anderen eine kleine Entscheidungshilfe beim Bücherkauf zu sein, mache ich nächstes Mal mit Histologie, Pharma, diversen Blockbücher und sonstigen must-haves der Medizinliteratur weiter…