Kathie's MedAT Tagebuch
Kathie ist 18 und hat wie jeder von euch den Wunsch Medizin zu studieren. Bis es soweit ist, besucht sie derzeit noch eine AHS mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt.
Sie wird bis zur Aufnahmeprüfung im Juli regelmäßig in Form eines Tagebuchs berichten und euch Einblicke in ihre Vorbereitung für den MedAT geben.
Viel Spaß beim Lesen ihrer Beiträge!
Wo soll ich mich denn überhaupt anmelden?
Die Anmeldefrist ist inzwischen fast vorbei, doch in letzter Zeit habe ich oft mitbekommen, dass sich viele noch nicht für einen Studienort entschieden haben. In diversen Foren und Gruppen auf Facebook ist jeder dritte Beitrag eine Frage zu den verschiedenen Städten, denn vor allem für Leute, die noch nie in Österreich waren, ist es sehr schwer sich zu entscheiden.
Da hab ich mir gedacht, hey, mach mal. Die Standardantworten wie „Nimm die Stadt, die dir am besten gefällt!“ kann ich mir nicht mehr anhören. Also hier eine kleine Auflistung der Universitäten und den verschiedenen Studienorten.
1.1 Wien
Die Hauptstadt ist für viele wohl die erste Wahl. Vor allem für Studenten, die nicht aus Österreich kommen, lockt Wien als Studienstandort – einfach, weil es Wien ist. Aber als größte medizinische Lehranstalt in Österreich und eine der bedeutendsten Forschungsinstitutionen Europas hat die MedUni Wien ihr Ansehen auch verdient. Darüber hinaus gilt sie als die älteste medizinische Hochschule im deutschsprachigen Raum. Schwerpunkte der Forschung liegen auf Allergologie/Immunologie/Infektiologie, Onkologie, Neurowissenschaften, Vaskuläre Medizin und Imaging.
7584 Studenten waren es insgesamt 2013 und auch heuer werden wieder 660 Studienplätze für das Humanmedizinstudium vergeben, 75% für Inhaber eines österreichischen Reifezeugnisses, 20% An EU-Bürger und 5% an Drittstaatsangehörige, die zum Nicht-EU-Kontingent zählen.
Was macht Wien zu einer tollen Stadt für ein Studium?
Allgemein betrachtet ist Wien eine tolle Stadt für Studenten, da man nahezu alles studieren kann, was einen interessiert. Außerhalb des Studiums (immer genug Zeit für die Bildung einplanen – Lehrjahre sind keine Herrenjahre!) gibt es unzählige Freizeitangebote. Für Musik-Begeisterte müsste Wien besonders interessant sein: Wenn sich eine Band dazu entscheidet, in Österreich zu spielen, sind sie in Wien. Wie oft bin ich schon stundenlang im Auto gesessen, nur um ein paar Stunden lang meine Idole live zu sehen…? Da ist es oft praktisch, in derselben Stadt zu leben. Auch das Donauinselfest zählt wohl zu den Highlights. Es gibt zahlreiche Lokale, wo wirklich jeder etwas findet, unabhängig von Geschmack und finanziellen Mitteln. Cafés, Strandbars am Donaukanal, Theater, Kinos, Galerien, Museen, Weihnachtsmärkte im Winter, unzählige Shopping-Möglichkeiten… Was will man mehr?
1.2 Innsbruck
Die Leopold-Franzens-Universität wurde 1669 von Kaiser Leopold I. gegründet, seit 2004 existiert sie als Medizinische Universität Innsbruck und gilt als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg. Da Innsbruck gute Anbindungen nach Deutschland aufweist, melden sich besonders viele Studienanwärter aus unserem Nachbarland in Innsbruck an. In den etlichen Facebook-Gruppen taucht oft die Frage auf, ob man sich als Deutscher dann an einer anderen Universität bewerben soll. Nun ja, diese Frage kann ich nicht beantworten. Meiner Meinung nach sollte dies kein Auswahlkriterium sein, da dies ja auch von Jahr zu Jahr variiert. Einfach euer Bestes geben, dann wirds schon. ;-)
Die MedUni Innsbruck setzt sich als Schwerpunkte die Transplantationsmedizin, die Bio- und Neurowissenschaften. Aber auch die Onkologie, Genetik, Epigenetik und Genomik, Infektiologie, Immunologie und Organ- und Gewebeersatz sind Schwerpunkte der Forschung.
Im ersten Semester sind 360 Plätze für Studierende der Humanmedizin vorgesehen, die Kontigentregelung ist dieselbe wie in Wien.
Warum in Innsbruck furs Humanmedizinstudium anmelden?
Auch Innsbruck hat viel zu bieten was die Freizeitgestaltung angeht, vor allem für abenteuerliche Studenten. Skifahren, Wandern und andere Sportarten kann man prima in Innsbruck umsetzen. Auch Kulturinteressierte sind in dieser Stadt richtig. Im Grunde kommen durch die vielen Veranstaltungen der Stadt Jugendliche, Studierende bis hin zu den älteren Generationen alle auf ihre Kosten. Die Stadt ist nicht so groß wie Wien, aber der Lebensstandard ist definitiv auf demselben Niveau.
1.3 Graz
Die MedUni Graz besteht seit 2004, war aber davor seit 1863 Teil der Karl-Franzens-Universität als medizinische Fakultät. Schwerpunkte sind Molekulare Grundlagen Lipid-assoziierter Erkrankungen, Neurowissenschaften, Krebsforschung, Kariovaskuläre Forschung sowie nachhaltige Gesundheitsforschung. Wie in Innsbruck und Wien muss man einige Wochen eine Pflichtfamulatur absolvieren (In Graz 16 Wochen), hier können sie an Stationen nach freier Wahl abgelegt werden. Am Ende jedes Jahres wird an den öffentlichen Universitäten eine große Prüfung abgelegt, in Wien ist es die Summative Integrierte Prüfung (SIP), in Innsbruck die Kumulative Modulprüfung (KMP), die als Gesamtprüfung des Jahresstoffes zählen. Diese Prüfungen bereiten vielen Studierenden Kopfzerbrechen, doch da haben es die Grazer leichter: Anstatt einer großen Prüfung im Jahr gibt es mehrere kleinere Prüfungen. Ob jemanden dieses System gefällt ist jedem selbst überlassen.
Die MedUni Graz hat 336 Plätze zur Verfügung, auch hier ist die Kontigentregelung dieselbe.
Und warum jetzt in Graz anmelden?
Für viele ist die Tatsache, dass man mehrere kleine Prüfungen hat, das größte Kriterium. Aber natürlich hat Graz auch noch mehr zu bieten: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut, jedoch kann man sich super mit dem Fahrrad fortbewegen. Die vielen Restaurants und Lokale haben für jeden etwas im Angebot, außerdem gibt es viele Feste, die von Studienvertretungen und Studentenvereinigungen organisiert warden und auf dem Campusgelände stattfinden. 2003 war Graz die Kulturhauptstadt Europas (Graz ist UNESCO-Weltkulturerbe!) und dementsprechend gibt es viel zu sehen.
1.4 Linz
Mit dem Studienjahr 2014/15 starteten die ersten Studenten ein Humanmedizinstudium an der Johannes Kepler Universität in Linz. Die ersten 4 Semester finden in Graz statt, danach setzen die 60 aufgenommenen Studenten ihr Studium auch in Linz fort. Heuer (2015/16) werden ebenfalls nur 60 Bewerber aufgenommen, nächstes Jahr bereits 120 und in naher Zukunft sollen es bis zu 300 Studienplätze werden. Die Hälfte davon muss dann allerdings das vorklinische Studium dennoch in Graz ablegen. 2028 wird es dann möglich sein, dass alle 1800 Studenten (300 pro Jahrgang) durch einen Vollausbau in Linz betreut werden. Die Kontigentregelung zählt auch hier. Inhaltlicher Schwerpunkt wird auf die Klinische Altersforschung und Versorgungsfoschung gelegt.
Was hat Linz als Studienort zu bieten?
Studierende finden hier viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Mit einem guten Angebot an Wohnmöglichkeiten für Studenten und dem vielseitigen Nachtleben lockt Oberösterreichs Landeshauptstadt als Studienort. Noch kann man nicht viel über das Studium an sich sagen, da die Universität aber mit den anderen MedUnis in Österreich zusammenarbeitet, kann man damit rechnen, dass es qualitativ eine genauso gute Grundlage für den Beruf als Mediziner bietet, wie die anderen Universitäten. Linz ist eine der größten Wirtschaftsregionen Europas. Das Kultur-, Freizeit- und Sportangebot ist ebenfalls groß.
1.5 Salzburg
Wenn wir nun zu den Privatuniversitäten kommen, möchte ich die PMU Salzburg als erstes aufzählen. Nicht nur die Tatsache, dass sie als Privatuniversität Studiengebühren aufweist (13.500€/Studienjahr, Stand 2015), sondern auch ein ganz anders System unterscheidet sie von den anderen Universitäten in Österreich. Auch an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität legt man mehrere kleine Prüfungen ab, anstatt eine große Gesamtprüfung des Jahresstoffes am Ende des Jahres zu haben. In Salzburg ist man nach 5 Jahren mit dem Studium fertig und bekommt auch hier den Titel Dr. med. univ.
Das Aufnahmeverfahren differenziert sich ebenfalls von den MedUnis in Wien, Linz, Innsbruck und Graz. Der Aufnahmetest, den sich jährlich ca. 1000 Bewerber unterziehen, soll – laut Gerüchten – dem der öffentlichen Universitäten sehr nahe kommen, denn auch hier werden Konzentration, Textverständnis und Merkfähigkeit abgeprüft. Die Lernhaltung und der Umgang mit Stress stehen hier im Fokus. Außerdem beinhaltet auch der Aufnahmetest an der PMU einen Naturwissenschaftlichen Teil. Sollte man zu den besten 150 pro Studienstandort gehören (Die PMU hat einen zweiten Standort in Nürnberg) wird man zu einem Interview zugelassen, bei dem einen ein Komitee aus Dozenten und Psychologen persönlich kennenlernen möchte. Hier ist es wichtig zu zeigen, dass man in das Konzept der Universität passt. Der PMU ist soziale Kompetenz wichtig, die aus dem Lebenslauf oder Motivationsessay ersichtlich sein soll. Egal ob durch Freiwilligenarbeit oder Vereinstätigkeiten – Menschlichkeit steht im Vordergrund. Aber auch Auslandserfahrungen sind von Vorteil, da die PMU international viele Partneruniversitäten, wie Mayo, Harvard und Oxford, hat. Gehört man zu den 50 Besten, wird man an der Universität aufgenommen.
Warum in Salzburg studieren?
Ich komme aus der Nähe von Salzburg und muss sagen, dass es für mich keine schönere Stadt zum Studieren geben würde. Die Musikstadt Salzburg hat kulturell gesehen viel zu bieten. Dazu zählen nicht nur die Salzburger Festspiele, sondern auch die zahlreichen anderen Programme, die die Stadt zu bieten hat. Es gibt den Jazz-Herbst, verschiedene Veranstaltungen des Mozarteum oder das Landestheater. Die Architektur, die man in der Stadt bewundern kann, ist einmalig – von romanischen und gotischen Kirchen bis hin zu zeitgenössischen Bauwerken findet man alles. Verschiedene Festivals, Konzerte, zahlreiche Lokale und die verschiedensten Sportstätten und dutzende Vereine bieten eine gute Grundlage für eine tolle Freizeitgestaltung! Die öffentlichen Verkehrsmittel sind ziemlich gut und auch kulinarisch hat Salzburg viel zu bieten.
1.6 Krems
Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems bietet ebenfalls ein Humanmedizinstudium an. Schwerpunkte liegen in der Medizintechnik und Gesundheitsökonomie. Da es die Universität noch nicht lange genug gibt, gibt es noch keine Absolventen. Man studiert 6 Semester lang „Health Sciences“ um mit dem Masterstudium Humanmedizin, das ebenfalls 6 Semester umfasst, fortzufahren. Auch hier gibt es 50 Studienplätze und das Aufnahmeverfahren gliedert sich in Aufnahmeprüfung und Interview, die Studiengebühren betragen 7.000€ pro Semester.
Warum ist Krems als Unistadt toll?
Ich selbst war an der FH Krems im Rahmen eines Praktikums, weswegen ich einige Wochen in das Studentenleben dort reinschnuppern konnte. Von meinem Studentenwohnheim aus waren es wenige Minuten zur FH, die ich mit dem Rad zurückgelegt habe. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Krems sind nicht gerade die besten, jedoch ist die Stadt nicht zu groß und bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Da die Stadt an der Donau liegt, kann man sich mit den Büchern einfach ans Ufer legen und dort lernen. Es gibt nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten wie z.B. in Salzburg oder Wien, doch mit dem Zug kommt man schnell nach St. Pölten oder Wien, also dürfte das kein Problem darstellen. Auch das Nachtleben soll – laut ehemaligen Mitbewohnern – toll sein.
So, das waren erst mal Basisinformationen über die einzelnen Universitäten, aber hauptsächlich über die Städte. Vielleicht kann ich ja irgendjemanden die Entscheidung erleichtern, denn abnehmen kann ich sie niemandem. Über manche Universitäten wusste ich mehr Bescheid als über andere. Die Beschreibungen der Städte hören sich zwar alle ähnlich an, aber… was soll ich sagen? Es sind alles tolle Städte. Niemand wird hinterher dastehen und sich über seine Wahl ärgern, weil die Stadt nicht passt, denn im Endeffekt ähneln sich alle. Nicht umsonst sind sie DIE Unistädte schlechthin in Österreich! Wunderbare Städte, viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und eine ganze Menge an Angeboten für die Freizeit. Ich persönlich habe mich wegen dem Sport für Innsbruck entschieden, da Innsbruck DIE Taekwondo-Hochburg in Österreich ist. Parallel dazu habe ich mich in Salzburg beworben, was auch mein Erstwunsch wäre, wenn ich mich entscheiden könnte. An der Universität überzeugt mich einfach das Konzept, das sich etwas von den öffentlichen Universitäten unterscheidet. Es ist nicht jedermanns Sache, manche sehen dieses Konzept als Nachteil, für mich wäre es jedoch perfekt.
Damit verabschiede ich mich! Bis zum nächsten Post,
Kathie