Die Blutgruppe eines Menschen beruht auf der individuellen Zusammensetzung von Glykolipiden und Proteinen auf der Oberfläche der Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Diese Oberflächenproteine bzw. Glykolipide bezeichnet man als Antigene. Gleichzeitig bildet das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen Antigene anderer Blutgruppen. Diese Antikörper gegen fremde Blutgruppen befinden sich im Gegensatz zu den Antigenen der eigenen Blutgruppe im Blutplasma und nicht auf den Erythrozyten. Wird Blut verschiedener Blutgruppen gemischt, kommt es zu einer Reaktion der körpereigenen Antikörper mit den Antigenen der fremden Blutgruppe und das Blut verklumpt. Ohne Behandlung kann dies tödliche Folgen haben.
Das wichtigste System zur Einteilung der Blutgruppen ist das AB0-System. Es enthält vier mögliche Antigenkombinationen und wird auf Chromosom 9 codiert. Welche dieser Kombinationen man selbst besitzt, wird genetisch bestimmt, da man eines der Gene von jedem Elternteil erbt. Die Gene für A und B sind codominant. Erhält folglich eine Person das Gen für Gruppe A von der Mutter und das Gen für Gruppe B vom Vater, so ist die Blutgruppe dieser Person AB. Das Gen für Gruppe 0 wird hingegen rezessiv vererbt. So kann eine Person nur dann Blutgruppe 0 haben, wenn von beiden Eltern das 0-Gen vererbt wurde. Erbt sie lediglich von einem Elternteil das 0-Gen, so hängt die Blutgruppe vom dominanten A- oder B-Gen ab. Vererbt beispielsweise die Mutter das A-Gen und der Vater das 0-Gen, hat die Person Blutgruppe A, da sich das dominante A-Gen gegenüber dem rezessiven 0-Gen durchsetzt. Insgesamt beinhaltet das AB0-System vier Blutgruppen: AB, A, B und 0. Je nach Blutgruppe tragen die Erythrozyten unterschiedliche Antigene: bei Blutgruppe AB A- und B-spezifische Antigene, bei Blutgruppe A oder B nur das Antigen für A oder B und bei Blutgruppe 0 kein Antigen.
Spiegelbildlich zu den Antigenen auf den Erythrozyten verhält es sich mit den Antikörpern im Blutplasma. Der Körper produziert Antikörper gegen alle Antigene, die sich nicht auf den körpereigenen Erythrozyten befinden. Allerdings ist anzumerken, dass keine Antikörper gegen Blutgruppe 0 existieren, da bei Blutgruppe 0 keine Antigene vorhanden sind, die durch etwaige Antikörper neutralisiert werden könnten. Daraus folgernd lässt sich beispielsweise für einen Menschen mit Blutgruppe AB sagen, dass in seinem Blutplasma keine Antikörper gegen A oder B zirkulieren, während sich bei einer Person mit der Blutgruppe 0 Antikörper gegen A und B im Blutplasma befinden. Bei Bluttransfusionen unterscheidet man entsprechend zwei Arten der Transfusion: einerseits die Transfusion von Blutplasma, andererseits Transfusion von Erythrozyten. Für beide Arten der Bluttransfusion gelten unterschiedliche Regeln. Transfundiert man einer Person mit Blutgruppe A Erythrozyten der Blutgruppe B, so kommt es zur sogenannten Serumkrankheit. Hier reagieren und agglutinieren die Anti-B-Antikörper im Plasma des Empfängers mit den B-Antigenen auf den Erythrozyten des Spenderblutes. Aus diesem Grund muss vor jeder Transfusion ein Bedside-Test durchgeführt werden. Hierbei wird dem Empfänger Blut abgenommen und in zwei Kammern eingebracht, die jeweils Antikörper gegen A oder B enthalten. Mit Hilfe der möglichen Verklumpungsreaktion zwischen Patientenblut und Antikörpern in den beiden Kammern, kann die Blutgruppe des Patienten bestimmt werden. Mit Hilfe des Bedside-Tests konnten Transfusionsunfälle auf ein Minimum reduziert werden.